10% aller Treibhausgasemissionen kommen aus unseren landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Die Langzeitfolgen einer nicht nachhaltigen Landwirtschaft reichen von Biodiversitätsverlust bis hin zu Gefahren für die Ernährungssicherheit.
Eine regenerative Landwirtschaft hingegen ermöglicht einen neuen Einklang: Zwischen Mensch und Natur und damit auch zwischen Wirtschaft und Klimaschutz. Regenerative und umweltschonende landwirtschaftliche Praktiken sind nicht nur gesünder für die Böden - sie ermöglichen auch, viel CO2 aus der Luft zu sequestrieren, wofür die Betriebe wiederum Emissionsgutschriften (Carbon Credits) verkaufen können und so eine alternative Einkommensquelle schaffen.
Die Landwirtschaft leidet unter einem schlechten Ruf, wenn es um Umweltschutz geht. Sie beansprucht rund
die Hälfte des bewohnbaren Landes der Welt und verursacht global 10% aller jährlichen Emissionen.
Auf der anderen Seite verbirgt sich in der Landwirtschaft ein immenses Potential, um Emissionen einzusparen und zu sequestrieren. Organische Böden enthalten fast
viermal so viel Kohlenstoff, wie in der Atmosphäre zu finden ist!
Was wir benötigen, um dieses Potenzial zu nutzen, ist nicht weniger als eine landwirtschaftliche Revolution. Dabei sollen Landwirte unterstützt werden, ihre Praktiken in regenerative und klimasmarte Tätigkeiten umzuwandeln und so CO2 einzusparen. Die Vorteile einer solchen regenerativen Landwirtschaft gehen aber weiter. Sie dient der Nahrunsgmittelsicherheit und der Widerstandsfähigkeit gegen Wetterschwankungen und schützt die Artenvielfalt, ausserdem zeigen Studien, dass es sogar den Landwirt*innen besser geht, die auf eine regenerative Landwirtschaft umstellen.
Knapp 50% aller landwirtschaftlich nutzbaren Flächen sind inzwischen in Ackerland oder Weideflächen umgewandelt worden. Scheinbar kosteneffiziente, intensive Landwirtschaft beschädigt die natürlichen Ökosysteme massiv: Der übermässige Einsatz von Pestiziden verunreinigt Wasserquellen, Monokulturen zerstören Lebensräume und die übertriebene Bewirtschaftung der Felder sorgt für Bodenerosionen. Die konventionelle Landwirtschaft ist eine der grössten Bedrohungen für die Biodiversität: Bei rund 90% aller 37'400 vom Aussterben bedrohter Tierarten stellt die Landwirtschaft eine Gefahr für die Tierart dar.
Studien zeigen, dass unsere Böden zwischen 50 und 70 Prozent weniger Kohlenstoff speichern als früher. Das ist nicht nur schlecht für den CO2-Gehalt in der Atmosphäre, sondern auch für die Erde, denn Kohlenstoff ist der entscheidende Faktor für Bodenfruchtbarkeit. Allein in den letzten 40 Jahren ist die fruchtbare landwirtschaftliche Nutzfläche um ein Drittel zurückgegangen. Wenn die Landwirtschaft so weitergeführt wird, dürften die negativen Folgen weiter anwachsen. Vor dem Hintergrund der aktuell sinkenden Produktivität der konventionellen Agrarwirtschaft muss man sich zwingend die Frage stellen, ob die Nahrungsmittelversorgung überhaupt annähernd sichergestellt werden kann, damit künftige Generationen genug zu essen haben. Bereits heute sehen wir, dass der Nährstoffgehalt gerade aus intensiv genutzten
Agrarprodkutionssystemen abnimmt.
Neue Techniken, die solche von der konventionellen Landwirtschaft verursachten Krisen bekämpfen, gewinnen stetig an Bedeutung. Obwohl es keine umfassende Definition für den Begriff "Regenerative Landwirtschaft" gibt, sammeln sich darin alle Tätigkeiten, die einen Wandel hin zu einer Agrarwirtschaft vorantreiben, welche uns ernährt und gleichzeitig die natürlichen Ökosysteme schützt und wieder aufbauen kann, z.B. durch die CO2-Sequestrierung. Betriebe, die auf eine regenerative Landwirtschaft setzen, können
qualitativ hochwertige, nährstoffreiche Lebensmittel produzieren - und das alles mit einem wichtigen positiven Effekt auf die Umwelt und den CO2-Gehalt in der Atmosphäre.
Viele Praktiken der regenerativen Landwirtschaft basieren auf alten, traditionellen Methoden, wie zum Beispiel:
Auf der linken Seite sieht man kohlenstoffreiche Erde, voller Nährstoffe und ideal für Pflanzenwuchs. Rechts ist ein trockener, kohlenstoffarmer Boden zu sehen. Dieser benötigt chemische Zusatzstoffe, um annähernd ähnliche Erträge erzielen zu können. (Bild: Soil Capital)
Die regenerative Landwirtschaft muss so schnell wie möglich etabliert werden. South Pole hat zusammen mit Soil Capital, einem Unternehmen für Farm-Management und unabhängige Agronomie, ein Projekt zur Transformation der landwirtschaftlichen Praktiken ins Leben gerufen, um die Bodengesundheit in Belgien und Frankreich zu verbessern. Ein weiteres Projekt befindet sich in Deutschland und
treibt gemeinsam mit CarboCert den Aufbau von Humusschichten voran.
Diese Projekte arbeiten eng mit den Landwirt*innen zusammen, um die verschiedenen Massnahmen zu analysieren und die Rentabilität zu prüfen. Entscheiden sich Betriebe für die regenerativen Praktiken, werden diese von Netto-Emittenten zu Kohlenstoffsenken. Weil die Reduktion der Treibhausgasemissionen gemessen und berechnet wird, können die Landwirte von Klimafinanzierung profitieren. Mit dem Erwerb von Carbon Credits aus zertifizierten Klimaschutzprojekten (wie den oben erwähnten) können somit auch Unternehmen und Privatpersonen den Wandel hin zu einer regenerativen Landwirtschaft unterstützen und beschleunigen.
Was es sonst noch für Nature Based Solutions (naturbasierte Lösungen) gibt und wie wichtig diese im Kampf gegen den Klimawandel sind, erfahren Sie in unserem Podcast Climate Chatter. South Poles Expertin Eva Van der Want geht mit der Expertin Prof. Dr. Estelle L.A. Herlyn vom
KompetenzCentrum für nachhaltige Entwicklung der FOM Hochschule in der neusten Episode genau diesen Fragen nach.